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Wir alle essen, jeden Tag, mehrmals – und wir sollten es möglichst oft mit Genuss tun. Wir alle haben damit mehrmals am Tag die Möglichkeit zu entscheiden, welchen Einfluss wir auf das Klima auf diesem Planeten nehmen wollen.

Unser tägliches Essen und das Klima – ist das nicht zu weit von einander entfernt ? Ja, eine einzelne Mahlzeit macht nicht viel aus, aber viele zusammen eben schon.

Die Landwirtschaft trägt weltweit mit ca. 15 % etwa gleich viel zu den schädlichen Klimagasen bei wie der Bereich Transport / Verkehr. Allerdings ist die Zusammensetzung der Treibhausgase anders und dieser typische Mix erlaubt es uns Verbraucher*innen, durch gezielte Entscheidungen Einfluss zu nehmen.

Am weltweiten CO2-Ausstoß ist die Landwirtschaft mit ca. 9 % beteiligt. Da geht es um Brandrodungen, Trockenlegung von Mooren (beides vorwiegend für Palmöl- und Sojaplantagen), Produktion von Kunstdünger (die ist so energieintensiv, dass der Preis für diesen Dünger mit dem für Rohöl zusammenhängt), Sprit für Landmaschinen, Transport, Lagerung / Kühlung.

Typisch für die Landwirtschaft jedoch ist der Ausstoß der Treibhausgase Methan und Lachgas. 

Methan ist als Klimagift ca. 23mal wirksamer als CO2. Es wird in der Landwirtschaft vorwiegend freigesetzt aus Reisfeldern und den Mägen von Wiederkäuern wie Rindern.

Lachgas ist fast 300mal wirksamer als CO2. Es wird freigesetzt, wenn Felder bearbeitet werden, die mit viel Stickstoff (meist in Form von Kunstdünger) gedüngt wurden. Die Landwirtschaft erzeugt mehr als 60% des weltweiten Ausstoßes von Lachgas.

Und was hat das jetzt mit unserem Essen zu tun?

Ein Beispiel:

Etwa 98 % der weltweiten Sojaernte wird zu Tierfutter verarbeitet. Solches Kraftfutter brauchen die Nutztiere in der Intensivtierhaltung, weil sie so gezüchtet sind, dass sie von „normalem“ Futter, also z.B. Gras oder Heu für Kühe oder Körner für Hühner, nicht „leistungsfähig“ genug sind.

Weniger Fleisch aus Massentierhaltung bedeutet in der Konsequenz also: weniger Sojaanbau, weniger Brandrodung, weniger Kunstdünger, dadurch weniger CO2- Ausstoß. Übrigens auch weniger Herbizide und weniger Gentechnik. In der Bundesrepublik ist zwar der Anbau von Gen-Soja verboten, nicht aber deren Import als Tierfutter.

Eine Alternative ist Bio-Fleisch, möglichst regional gekauft wegen kürzerer Transportwege.

Weniger Rindfleisch auf unseren Tellern, aber auch weniger Milch und Milchprodukte bedeuten weniger Methanausstoß.

Weniger Reisanbau geht weltweit nicht, aber in Indien wird gerade mit einer Anbaumethode experimentiert, bei der die Felder nicht komplett bzw. nicht über einen langen Zeitraum geflutet werden. Methan gast überwiegend aus den nassen Feldern aus.

In der ökologischen Landwirtschaft wird kein Kunstdünger eingesetzt; hier wird mit natürlichen Düngern mit geringerem Stickstoffgehalt gearbeitet. Zusätzlich werden als Zwischenfrucht Leguminosen angebaut; diese sind in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu sammeln und im Boden anderen Pflanzen als Dünger zur Verfügung zu stellen. Solche Böden gasen deutlich weniger Lachgas aus als solche, die mit agrarindustriellen Methoden bewirtschaftet werden.

Mehr Produkte aus ökologischer Landwirtschaft bedeuten also weniger Lachgasausstoß.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass die ganze Welt unseren Tisch deckt. Irgendwo auf der Welt ist immer Saison und deshalb wird  auch immer alles angeboten: Paprika und Tomaten im Winter, Äpfel noch im Mai, Spargel schon im März, Kohlrabi das ganze Jahr.

Wir sollten wieder akzeptieren, dass das nicht „normal“ ist, sondern uns darauf freuen, wenn es endlich wieder Erdbeeren gibt oder die ersten Frühkartoffeln vom Feld nahbei.

Randbemerkung: gerade die Gemüse, die besonders „früh“ angeboten werden, kommen aus Ländern, wo es deutlich wärmer ist als bei uns. Fast immer heißt das auch, dass es dort weniger regnet und Wasser kostbarer ist als hier. Mit dem Import dieser Gemüse kommt auch das darin gespeicherte Wasser zu uns und es fehlt dort, wo es dringend gebraucht wird.

Also noch mal – was tun?

Tut all dies und mehr und redet drüber, mit vielen Menschen und öffentlich !

Fragt immer wieder in Eurem Supermarkt, wieso es dort kein (oder nur ein geringes) Angebot an regionalem oder saisonalem Gemüse und Obst gibt und weshalb die Milch aus einer Molkerei von weither kommt statt aus der nächstgelegenen.

Das alles ist keineswegs langweilig, fad oder provinziell. Probiert es aus: es ist bunt und lecker und es gibt immer wieder etwas zu entdecken Und es ist gut fürs Klima – jeden Tag, mit jeder Mahlzeit.

Renate Holz, Bundesvorstand der Umweltgewerkschaft