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Christian Jooss schrieb:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, anbei meine Stellungnahme zu dem geplanten Müllverbrennungsanlage in Messkirch mit der Bitte um Verwendung bzw. Veröffentlichung. Danke und mit freundlichen Grüßen Christian Jooss

Gesagt, getan. Gerne veröffentlichen wir seine Stellungnahme:

Prof. Dr. Christian Jooß, Göttingen 20.9.22

Getroffene Hunde bellen

 

220920 Getroffene Hunde bellen Stellungnahme Jooss zur Verbrennungsanlage und Verleumdung 800aStellungnahme zum geplanten „Ersatzbrennstoffheizwerk“ der Firmen Best Wood Schneider, Korn und Bausch in Messkirch und ihrer Methode der Verunglimpfung meiner wissenschaftlichen Arbeit.

Das Konsortium plant in Messkirch eine Verbrennungsanlage für 90.000 Tonnen „Ersatzbrennstoffe“ pro Jahr zu errichten, um daraus Wärme und Elektrizität zu gewinnen. „Ersatzbrennstoffheizwerke“ sind nichts anderes als Müllverbrennungsanlagen, nur mit einer etwas mehr auf die Optimierung des Brennwerts getroffenen Auswahl des Mülls. Solche Anlagen gefährden die Gesundheit der Anwohner, die Umwelt und stellen alles andere als einen Beitrag zur einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft da.

Aus einer Tonne „Müll“ mit hochwertigen Rohstoffen entstehen:

  • 300 - 400 kg Asche / Schlacke sowie Filterrückstände, welche als hochgiftiger Sondermüll u.a. in Bergwerken entsorgt werden müssen

  • 200 l verschmutztes Wasser

  • ca. 5000m3 giftige Abgase die gesundheitsgefährdende Feinstäube, einen Mix aus 10.000 verschiedenen Chemikalien, unter anderem halogenierte Kohlenwasserstoffe bis zu Ultragifte wie Dioxine und Furane enthalten.

Das bedeutet, dass hochwertige Rohstoffe in minderwertige und giftige Stoffe umgewandelt werden – ein Gegenprogramm zur Kreislaufwirtschaft. Entgegen der Darstellung des Konsortiums garantiert auch die Einhaltung der 17. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (17. BImSchV) nicht, dass Umwelt und Menschen ausreichend geschützt sind. Kritiken führender Experten werden seit Jahren nicht berücksichtigt.

Da das Konsortium den wissenschaftlichen Aussagen von Experten aus Physik, Ingenieurwissenschaften, Toxikologie und Medizin nichts entgegen zu setzen haben, bedienen sie sich nun über die örtliche Presse der Methode der Diffamierung von Wissenschaftlern und der versuchten Rufschädigung.

220920 Getroffene Hunde bellen Stellungnahme Jooss zur Verbrennungsanlage und Verleumdung 800b
Die im Artikel „Vertrag zu Abgaswerten ist geplant“ vom 10.9.2022 im Südkurier aufgestellten Behauptungen,Prof. Dr. Christian Jooß wäre führender Repräsentant der MLPD“ und er würde über die Umweltgewerkschaft „spalten und die Bevölkerung verunsichern“ sind durchsichtige Verleumdungen und Ablenkungsmanöver. Tatsache ist, dass ich in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit mit einer Professur für Materialphysik, sowie meines jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements in Umweltfragen mit Bürgerinitiativen, Umweltorganisationen, und politischen Parteien zusammenarbeite und diese wissenschaftlich berate. So bin ich Mitglied in der Umweltgewerkschaft, in Ver.di, bei den Naturfreunden, sowie im wissenschaftlichen Beirat verschiedener Organisationen. Natürlich arbeite ich auch mit Menschen sozialistischer Weltanschauung zusammen. Die Hoffnung, meine wissenschaftliche Tätigkeit mit Argumenten aus der antikommunistischen Mottenkiste in den Schmutz zu ziehen, sind allzu durchsichtig. So soll wohl erreicht werden, dass die wissenschaftliche Zuverlässigkeit meiner Aussagen in Zweifel gezogen werden.

Im Artikel des Südkurriers vom 10.9.22 wird die Behauptung aufgestellt, dass „sämtliche aus dieser Quelle zitierten sogenannten Nachweise keiner seriösen Prüfung stand (halten) und ausschließlich der Verunsicherung“ dienen würden. Die Veröffentlichung einer Gegendarstellung, die den Stand der Forschung zusammenfasst, wurde bisher verweigert. Statt einer journalistischen Nachfrage für eine ausgewogene Darstellung reagierte die Zeitung mit einem Anwaltsschreiben. Auch im Amtsblatt der Stadt Messkirch vom 10.09.2022 wurde eine Anzeige veröffentlicht, die behauptet, „meine Aussagen (seien) wissenschaftlich nicht überprüfbar und nicht haltbar sowie politisch eindeutig motiviert“. Dort wurde sich sogar zur Behauptung verstiegen, „Gesundheitsgefahren durch diese Anlage sind ausgeschlossen.“ Entgegen der von kommerziellen Interessen geleiteten Verharmlosungen des Konsortiums sehen die Fakten wie folgt aus:

  1. Ultrafeinststaub unterhalb einer Größe von unterhalb von 1 Mikrometer können selbst mittels der modernsten heute verfügbaren Filteranlagen nur mit geringem Wirkungsgrad gefiltert werden. Da sie unvermeidlich bei der Verbrennung von Feststoffen entstehen, werden sie in großer Zahl (typisch 1 Million Partikel pro Kubikzentimenter Abluft) freigesetzt1.

  2. Insbesondere Nanopartikel PM0.1 sind alleine auf Grund ihrer Größe und der chemischen Zusammensetzung stark gesundheitsgefährdend und können tief in Lungen und in die Blutbahn eindringen, sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Sie stellen daher eine enorme Gesundheitsbelastung dar2.

  3. Wissenschaftler des Max-Planck Instituts für Chemie in Mainz haben herausgefunden, dass tatsächlich die Zahl der frühzeitige Todesfälle in Deutschland durch Feinstaub mit 120.000 pro Jahr mehr als doppelte so hoch ist wie bisher angenommen3.

  4. Die relevante 17. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (17. BImSchV) garantiert nicht, dass Umwelt und Menschen ausreichend vor Emissionen geschützt sind, da sie nur ca. 40 Stoffe und damit nur einen kleinen Teil der relevanten Giftstoffe erfasst4.

  5. Für Staub legt sie nur den Grenzwert „Gesamtstaub 5mg/m3“ als Tagesmittelwert fest. Grenzwerte für Feinst- oder Ultrafeinstäube, insbesondere für die gefährlichen Nanopartikel sind weiterhin nicht festgelegt4.

  6. Die Messvorschrift für die hochtoxischen Substanzen wie Dioxine und Furane erfasst nur den Anteil in der Gasphase und nicht den auf Partikeloberflächen, die jedoch auf Grund der herrschenden physikalisch-chemischen Bedingungen toxikologisch signifikant sind5.

  7. Die aus der Verbrennung entstehende Rostasche und die Filterstäube sind unabhängig vom eingesetzten Brennmaterial hochgiftiger Sondermüll und müssen in Sondermülldeponieren, in der Regel Bergwerke, entsorgt werden6. Das stellt durch die Möglichkeit des Kontakts mit Grundwasser eine weitere Gesundheitsgefährdung dar7.

Es ist notwendig, dass die Pläne für diese Anlage gestoppt werden und eine saubere und erneuerbare Energieversorgung sowie Schritte zu einer echten Kreislaufwirtschaft realisiert werden, unabhängig von den Profitinteressen von privaten Investoren.

1 E. Adah et al, (2022) Spray scrubber for nanoparticle removal from incineration fumes from the incineration of waste containing nanomaterials: Theoretical and experimental investigations, Aerosol Science and Technology, 56 (2022) 75-91, DOI: 10.1080/02786826.2021.1974332

2 J. Lelieveld, et al, Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions, European Heart Journal, 40 (2019) 1590, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz135

3 Quelle: Richard Burnett et al. Proceedings of the National Academy of Sciences, U.S.A. (2018) https://www.pnas.org/content/115/38/9592.

4 Siebzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über die Verbrennung und die Mitverbrennung von Abfällen - 17. BImSchV, Ausfertigung vom 15.7.2021

5 H. Rosin, Toxikologie: Müllverbrennung -die chronische Vergiftung, umwelt·medizin·gesellschaft 21, 3/2008

6 L. Reijnders (2018). Hazardous Waste Incineration Ashes and Their Utilization. In: Meyers (eds) Ency-clopedia of Sustainability Science and Technology. Springer, NY. https://doi.org/10.1007/978-1-4939-2493-6_97-3

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