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Travertinpark3602Stuttgart 5. Mai 2019: Gerhard hatte uns eine gute Führung versprochen und hat Wort gehalten. Zunächst ging es 200 Stufen hoch über das Neckartal, wo wir die Reste einer Travertin Verarbeitungsfabrik bestaunen konnten.
Travertin ist ein mehr oder weniger poröser Kalkstein von heller, meist gelblicher, brauner oder seltener beiger Farbe, der aus Süßwasserquellen als Quellkalk chemisch ausgefällt wurde. Die Quellen enthalten Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen sowie Kohlenstoffdioxid, der Travertin selbst besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat. Es handelt sich somit um einen Süßwasserkalk. Im Gegensatz dazu sind die meisten Kalksteine biogener Herkunft (von Lebewesen gebildet und abgelagert), Bei biogener Herkunft wird Kalkstein meistens von Mikroorganismen oder gesteinsbildenden Korallen abgelagert. Deshalb findet man auf der Schwäbischen Alb Kalksteine, die zum Teil aus Schnecken, Muscheln oder Schwämmen bestehen. Da die Schwäbische Alb früher bis nach Stuttgart reichte ist der weißlich graue Kalkstein in Stuttgart allgegenwärtig.

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Travertin wurde bis in die siebziger Jahre abgebaut. In Stuttgart gibt es viele Gebäude die mit Travertin bekleidet sind. Die neue Staatsgalerie ist eines der letzten Bauwerke, das damit verkleidet wurde.
Im Gestein des Cannstatter Travertins wurden in der Vergangenheit oftmals Fossilien, beispielsweise von Waldnashörnern, Waldelefanten und Sumpfschildkröten, entdeckt. Auch 10 000 Jahre alte Feuersteinwerkzeuge, die auf Urmenschen hindeuten, wurden in den Steinbrüchen gefunden. Teile der Funde sind in den Staatlichen Museen für Naturkunde Stuttgart ausgestellt.
Mitten im Kulturerbe, Mineralwasserschutzgebiet und einer denkmalgeschützten schönen Industriehalle aus Travertin hat sich gegen Proteste der Bevölkerung ein sogenanntes Recyclingunternehmen eingerichtet. Statt Kultur wird dort unsortierter Müll eingelagert in direkter Nähe zur Müllverbrennungsanlage. Ein doppeltes Ärgernis, da unsortierter Plastikmüll immer wieder abfackelt, bei Regen eine Gefahr für die Mineralwasservorkommen besteht und die Müllverbrennungsanlage zur chronischen Vergiftung der Umwelt beiträgt.
Travertinpark3609Wir fordern deshalb mit der entstandenen Bürgerinitiative „Stuttgarter Wasserforum“ die Stilllegung des Recyclingbetriebs und an Stelle der Müllverbrennungsanlage eine Pilotanlage für Kryo-Recycling.
Zum Park gehören auch die 14 monumentale Travertinsäulen. Sie wurden von den Nazis 1936 beim Steinbruch Lauster bestellt. Sie waren für das untere Geschoss eines Denkmals für Mussolini am Ende der langen Achse der geplanten Welthauptstadt Germania (Berlin) gedacht. Neun Jahre später war der Faschismus vernichtend geschlagen und die Achse von Germania nie gebaut. So stehen sie heute noch als Mahnmal an ihrer Abholstelle.

 

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