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Veranstaltung Istanbul Kanal 1

Am 31. Januar war die Umweltaktivistin Beyza Üstün in Stuttgart um zu berichten; wir erfuhren davon durch eine türkische Aktivistin im Widerstand gegen Stuttgart 21.
Beyza Üstün sprach vor etwa 50 türkischsprachigen Stuttgartern im Tohum Kulturverein über das Projekt Kanal Istanbul und den aktuell dagegen geführten Widerstand. 2 Frauen übersetzten für uns 4 Besucher, die kein Türkisch sprechen.

 

Erdogan überzieht das Land mit unnützen Großprojekten, ohne die Bevölkerung zu fragen oder sich um Umweltprobleme zu scheren; wir in Stuttgart wissen u.a. vom „größten Flughafen der Welt“, vom Bosporus-Tunnel und vom politisch höchst brisanten Hasankeyf-Staudamm vor der irakischen Grenze und vielen anderen Staudämmen. Der 45 km lange, 150 m breite und 25 m tiefe Istanbul-Kanal soll parallel zum Bosporus zwischen dem Schwarzmeer und dem Marmarameer verlaufen. Erdogans Leute behaupten, dass der Bosporus für die Schifffahrt in Zukunft nicht mehr ausreichen würde. Die Gegner zeigten dagegen auf, dass damit die Schifffahrtskontrolle in türkischer Hand liegt und die internationale Kontrolle umgangen wird.

Veranstaltung Istanbul Kanal 2Die Stadt Istanbul wird dadurch im Westen, also auf der europäischen Seite, grundlegend zerschnitten, denn der geplante Kanal geht mitten durch mehrere Vororte der Stadt. Auch Dünen, Wälder, Bäche und Weideflächen sollen weichen. Für Bauern und Fischer geht die Lebensgrundlage verloren. Die dort lebenden Menschen sollen umgesiedelt werden. Die Bevölkerung wurde nicht gefragt. Da der Kanal Meerwasser führt, sind die für Istanbul wichtigen Wasserreserven ernsthaft gefährdet. Das Projekt wird Gelder schlucken, die dringend für den Bedarf der Bevölkerung benötigt werden.
Der Widerstand der Istanbuler wird stärker; Wissenschaftler, Umweltschützer beteiligen sich; auch der Bürgermeister ist gegen das Projekt.
Im Anschluss gab es eine lebhafte Diskussion. Beyza versprach, uns weiter zu informieren und für eine Einladung von Stuttgart 21-Gegnern zum dortigen Widerstand zu sorgen, damit die Kanal-Gegner von unseren Erfahrungen profitieren und sich unsere langjährige Durchhaltekraft zum Vorbild nehmen können. Sie ermutigte die Anwesenden, sich aktiv an den Montagsdemos zu beteiligen, als einem Beitrag zum Widerstand vor Ort gegen die ungeheure Zahl unnützer Großprojekte in der Welt.