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Der Betriebsleiter der Anlage im Steinhäule, Dipl.Ing. Erwin Schäfer, hatte sich den ganzen Nachmittag frei genommen, um uns die fortschrittliche Anlage zu erläutern, wo die Abwässer von 440000 Einwohnern und der Industrie sowie landwirtschaftliche Klärschlämme wiederaufbereitet werden.

Steinhäule 1a

 Die gängige Vorstellung von einer Kläranlage ist die der Entsorgung von statistisch rund 111 Liter braune Brühe pro Tag und pro Bürger. Auf dem heutigen Stand der Technik ist es jedoch möglich, daraus die wichtigsten Nährstoffe für den Lebensmittelanbau wiederzugewinnen, darunter vor allem das kostbare und knappe Element Phosphor.

Da Erwin Schäfer nebenberuflich Bio-Landwirt ist, sind ihm biologische Kreisläufe und schadstofffreie Lebensmittel auch ganz persönlich ein Anliegen. Wasser und andere Rohstoffe müssen sparsam verwendet, industrielle und medizinische Schadstoffe unschädlich gemacht werden. Im Mittelpunkt muss die Einheit von Mensch und Natur stehen. Diese „Philosophie“, dieser ganzheitliche Ansatz war es, der uns Besucher mit Begeisterung erfüllte und zu vielen Fragen und Kommentaren ermunterte.

Ein Hauptproblem ist das Herausfiltern problematischer Schadstoffe. Man muss sich mal bewusst machen, dass das Abwasser Medikamente, Kosmetikgrundstoffe, Lösungsmittel, Hormone, Röntgenkontrastmittel, Schmerzmittel wie Diclophenac und Ibuprofen undsoweiter enthält. Und so werden diese über die herkömmlichen Verfahren (mechanisch, biologisch, chemisch) hinaus im Steinhäule in einer "4. Reinigungsstufe" mit gezieltem Einsatz von Aktivkohle herausgefiltert und unschädlich gemacht.

In der Entwicklung ist noch eine 5. Reinigungsstufe.

In einer Pilotphase wird auf dem Betriebsgelände vom Fraunhoferinstitut die "Kläranlage der Zukunft" vorangetrieben, eine Hochlastfaulung zur Biogas- und Nährstoffgewinnung. "Das macht ökologisch Sinn, im Gegensatz zur Erzeugung von Biogas aus Lebensmitteln", meint Schäfer völlig zu Recht.

 

 Bild 1: Besichtigung ZVK Klärwerk Steinhäule in Neu-Ulm                                                                                       Bild 2: Enfernung von Spurenstoffen

 

Steinhäule 2a

Anders als bei der Müllverbrennung enthält der zu verbrennende entwässerte und gereinigte Klärschlamm nur einen sehr überschaubaren Schadstoffanteil. Zweck der Verbrennung ist nicht irgendeine "Entsorgung", sondern die Produktion phosphor- und nährstoffreicher Asche als schadstoffreies Düngemittel für den Nahrungsmittelanbau.

Die Emissions-Grenzwerte werden weit unterschritten. Freiwillige betriebseigene Untersuchungen von Nutzpflanzen auf dem Gelände sowie in 20 km Entfernung konnten keine schädlichen Immissionen aus der Anlage nachweisen. Nur wenige Kläranlagen in Deutschland (geschweige denn weltweit!) realisieren das technisch Machbare so weitgehend, wie es im „Steinhäule“ geschieht. Dabei steht „Steinhäule“ permanent im Austausch mit anderen Technologien (Pyrolyse, Grenzebach…) um die besten Lösungen.

Führungen wie diese schaffen ein Bewusstsein für die Komplexität des Wasserkreislaufs. Besondere Freude bereitet es Herrn Schäfer, wenn er den besonders begeisterungsfähigen Viertklässlern diese Fragen näher bringen kann. Natürlich betreibt er Aufklärungsarbeit bei Unternehmen, Behörden und Umweltorganisationen.

Es gab auch genügend Raum für Diskussion:

Die entscheidende Störung der Einheit von Mensch und Natur, die Umweltkrise, kommt heute von der Gewinnpriorität der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Umwelt, hier des Wassers, schmälern den Profit der privaten Unternehmen und müssen politisch erkämpft werden. Die wirksamste Kraft hätten dabei die Belegschaften und ihre Gewerkschaften! Die staatlichen Institutionen –das weist die Umweltgewerkschaft nach-  stehen primär im Dienste der Konzerne und nicht des Gemeinwohls.

Warum wird das technisch Machbare nur in Vorzeigeprojekten und nicht durchgängig realisiert?

Warum wird nicht konsequent das Verursacherprinzip angewendet? Zum Beispiel mit Entsorgungskonzepten der Arzneimittel-, Düngemittel-, Kosmetik- und anderer Industrien auf Kosten ihrer Gewinne?

Angesichts der krisenhaften kapitalistischen Entwicklung und der geplanten Hunderte Milliarden Aufrüstungskosten ist abzusehen, dass die Kommunen an der Umwelt den Rotstift ansetzen. Nicht mit uns!

 


Manche erinnern sich: Steinhäule + Kanalisation + MVA wurden an US-Investoren verleast

2003 ließ sich der Gemeinderat Ulm in einem „Cross-Border-Leasing“-Vertrag  auf kriminelle Machenschaften der internationalen Finanzwelt ein! Von „Gier“ angetrieben (Originalton Handelsblatt) und "beraten" von Ernst&Young verleaste Ulm (wie auch Bochum, Berlin, Wuppertal u.a.) unter OB Ivo Gönner und dem damaligen Finanzbürgermeister Günther Czisch nach einem Steuertrickmodell seine Kanalisation inklusive „Steinhäule“ an US-Investoren für 99 Jahre. Später gelang Ulm ein verlustreicher Ausstieg aus dem Vertrag.

 

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