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8bbcd719 0a36 4242 9dfe 5660b67486de Frau Prof. Dr. C. Schmidt, TU Dresden

 

RG MV, 6.5.2024

Vortrag und Diskussion von und mit Frau Prof. Dr. C. Schmidt, TU Dresden in Göhren

 

Es ist genug gebaut!

Bebauungspläne auf touristisch genutzten Inseln der BRD, Beispiel Region Göhren auf der Insel Rügen, ca. 100 Teilnehmer.

Die Insel Rügen gehört zu den zukünftig von Dürre bedrohten Gebieten in Europa. Zwar sind im Durchschnitt die Regenmengen relativ konstant, jedoch die Niederschlagsanomalien, wie Starkregenereignisse, nehmen messbar zu.

Die Ackerrainbepflanzung, wie zu DDR-Zeiten oft normal, ist stark zurückgegangen. Durch die Errichtung von Anlagen der Erneuerbaren Energien, Solar-Parks, geht die Größe der Ackerflächen zurück, statt Haus- und Gewerbedächer dafür zu nutzen. Die Ausschreibungsforderung der Bundesregierung nach Windpark-Eignungsflächen (2%) wird auch die Insel Rügen verstärkt betreffen, ohne dass die Insel Rügen stromtechnisch, strompreislich davon profitieren würde. Die Inbetriebnahme der LNG-Anlage in Mukran hat nicht nur für die Meeresflora und -fauna immense Auswirkungen, sondern auch landseitig wird es zu langfristiger Umweltschädigung kommen.

Die Siedlungsbebauungsfläche der Bundesrepublik liegt bei ca. 14,5 %. Die der Insel Rügen bereits bei ca. 18 %!

Die Frage steht: Wo, wie und wie viel bauen wir auf den Inseln?

Für die Bewohner von Göhren sind sogar mehr als 50% der bebauten Flächen für den Tourismus vorgesehen. Hier stieg die Zahl der Touristen von 1995 bis 2023 von 3 auf 6,5 Millionen, dabei ging zeitgleich ein Viertel der Einwohnerzahl Göhrens verloren. Auf 1 Einwohner Göhrens kommen derzeit ca. 140 Übernachtungsgäste, Tendenz steigend!

Eine Umfrage unter Touristen ergab, dass sie vorrangig wegen der LANDSCHAFT auf die Insel kommen, doch der Bauboom zerstört genau diese.

Statt ortstypisch zu bauen, ist der Trend der Bauszene hin zu Bettenburgen, die austauschbar im gesamten Bundesgebiet stehen können, ohne regionales Flair.

Zugleich werden verschiedene Strategien angewandt, um die gesetzlichen Regelungen zum Natur- und Umweltschutz legal zu umgehen.

Zu einem die Bebauung Stück für Stück in kleinen Projekten, die nur in der Gesamtheit den Eingriff in die Natur sichtbar machen. Die Fläche wird zergliedert, zersiedelt. Irgendwann ist es nur noch Lückenbebauung, die keiner Umweltverträglichkeitsprüfung bedürfen.

Eine andere Strategie ist das Bauen außerhalb des Areals und dann das spätere Einbeziehen der angrenzenden Flächen.

Weiter gern genutzt die Umwidmung der ursprünglichen Nutzung laut Bebauungsplan. Beispiel hier: geplanter Bau einer Klinik, während der Planungsphase dann Umwidmung zu einem Gesundheitswirtschaftszentrum, am Ende war es dann ein Hotel-Ressort mit Spa-Bereich.

Auch überraschende Nutzungsplanänderungen sind beliebt. Beispiel hier der bewaldete Hang am Nordstrand, der durch Bewirtschaftungsfehler, es kam dadurch zu einem Hangabrutsch, am Ende gerodet werden musste und somit für die dortigen Ferienwohnungen freien Blick aufs Meer ermöglichte. Eine enorme Wertsteigerung derer.

Die Insel Rügen/ Göhren hat die größten Übernachtungszahlen bundesweit, jedoch hat Mecklenburg-Vorpommern/ Rügen die geringste Bruttoinlandsquote und die größte Armutsgefährdung.

WENIGE profitieren aus dem Tourismusgeschäft, doch ALLEN geht die Landschaft verloren.

ES IST GENUG GEBAUT!

Ideen zur umweltverträglichen Nutzung gibt es!

- Frei- und Grünräume verbinden

- Freiräume schützen

- Ackerbau verbinden mit Heckenpflanzungen, Blühstreifen, Feldgehölze

- anlegen von Klima-Parks, wo klimawandelresistente Pflanzen gezüchtet und getestet werden

- Bürgerparks, Naturerfahrungsräume

- Stärkung der Biosphärenreservate

- Aufbau einer Wertschöpfungskette durch regionale Entwicklung des Zusammenwirkens von Tourismus und Landwirtschaft, Volontärs

- extensive Bewirtschaftung von Grünflächen, zum Beispiel Beweidung durch heimische Viehsorten

u.a.

LANDSCHAFT ist ein langfristiger Kapitalstock, ist ein KOLLEKTIVES Gut, auch wenn Land an sich, Privateigentum sein kann.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Arbeit der Gemeindevertreter, die an vorderster Front, bei Sachkenntnis zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Umweltschutz und Bebauung in der Lage sind, den Gemeindeverwaltungen auf die Finger zusehen und Zustimmung oder Ablehnung zu Bauvorhaben zu geben.

Die Frage, ob die Politiker des Landtages nicht Einfluss nehmen können auf die Investorenpläne, wurde etwas ausweichend beantwortet.

Ich nahm dieses zum Anlass darauf hinzuweisen, dass wir uns nicht auf die Politiker verlassen dürfen, da hinter den derzeitigen Politikern Lobbyisten, also Konzerninteressen stehen.

Bestes Beispiel das LNG-Beschleunigungsgesetz. Trotz nur knapp 20 % Auslastung des LNG-Schiffes in Lubmin, wurde am Gesamtplan festgehalten, gegen die Einwende der Bevölkerung, weit über der Insel Rügen hinaus. Hier geht es im den Maximalprofit der Energiekonzerne und der Kriegsvorbereitung. Das man als Einzelner nichts tun kann, sei insofern wahr, wenn die Gemeindevertreter nicht die Menschen mit einbinden, die ihnen ihr Vertrauen gegeben haben bei ihrer Wahl. Gemeindeübergreifende Zusammenarbeit gegen die Konzerninteressen kann Erfolg haben, was doch Hoffnung macht. Sich organisieren ist der bessere Weg, als alleine sich zurückzuziehen.

 

Danke Frau Schmidt für den Vortrag!

 

Suse/ Stralsund

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