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Datteln-4 eröffnen heißt Umwelt zerstören!

Was UNIPER-Chef Schierenbeck unter Umweltschutz versteht

Die Rede des Vorstandsvorsitzenden Schierenbeck auf der UNIPER-Hauptversammlung am 20.Mai war fast herzergreifend! „Der Schutz und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen muss unser Auftrag sein“, so Schierenbeck gleich zu Beginn. Wer möchte da nicht begeistert zustimmen?

„Wie sehr unsere Gesundheit mit der der Ökosysteme verbunden ist, erleben wir derzeit in der aktuellen Corona-Pandemie.“ Wie recht Sie haben, Herr Schierenbeck!

Dass dieses Virus sich so rasant verbreiten kann, hat in der Tat etwas mit der zunehmenden schleichenden Vergiftung des menschlichen Körpers mit Chemikalien, Pestiziden und Mikroplastik zu tun, mit der Belastung durch Fein- und Feinststäube, der Dauerüberreizung des menschlichen Immunsystems, der Zerstörung der Artenvielfalt, u.a.m. Die Umweltgewerkschaft hat von Anfang an darauf hingewiesen.

Aber, Herr Schierenbeck, da gibt es ein paar klitzekleine Details, die nicht so ganz zu ihrem „Auftrag“ passen: Quecksilber, Blei, Arsen, Nickel, Chrom, Cadmium, all diese Metalle sind weder unserer Gesundheit noch dem Ökosystem förderlich, um es mal vorsichtig auszudrücken – werden aber durch UNIPER's neues Kohlekraftwerk „Datteln-4“ gleich kiloweise und atomklein in die Umgebung verteilt!

Nun, lassen wir solche „Details“, kommen wir zur Hauptsache: Pro Jahr rund 8 Millionen Tonnen CO2 wird Datteln-4 im Vollbetrieb in die Atmosphäre pusten! Haben wir da in ihrer Rede etwas falsch verstanden, Herr Schierenbeck? Sie sagten doch wörtlich, „mit voller Kraft an der Minderung der Treibhausgasemissionen“ arbeiten zu wollen?

Warum aber baut dann UNIPER für über 1 Milliarde Euro ein neues – neues! - Kohlekraftwerk? Ein Kraftwerk, das tagtäglich 6 lange Güterzüge voller Kohle verbrennen wird? Kohle, die zudem mit Schiffen noch tausende Kilometer aus Australien oder Kolumbien herangeschafft werden muss, was weiteren CO2-Austoß bedeutet? Wenn UNIPER es ernst meinte mit der „Minderung der Treibhausgasemissionen“, warum wurde das Geld nicht komplett in Erneuerbare Energieerzeugung investiert?

Unnötig! meint Schierenbeck und erklärt uns: „Wir werden... mit der Inbetriebnahme des hocheffizienten Kraftwerks Dattenl IV unsere CO2-Emissionen... senken.“ Senken? Damit man diesen ausgemachten logischen Blödsinn – man könnte auch sagen Volksbetrug – nicht gleich erkennt, ist die Aussage in einen verschachtelten Satz gepackt, der sich vollständig so liest: „Wir werden knapp 3.000 Megawatt an Kohlekraftwerkskapazität stilllegen und damit sowie mit der Inbetriebnahme des hocheffizienten Kraftwerks Datteln IV unsere CO2-Emissionen noch einmal um 40 Prozent senken.“

Die Begriffe „Kohlekraft stilllegen“ und „CO2-senken“ sollen im Ohr bleiben, um damit zu vertuschen was tatsächlich passiert: Die Eröffnung von Datteln-4 ist nichts anderes als ein weiterer Schritt in Richtung globale Klimakatastrophe! Es ist ein Signal des „Weiter so!“, ein Signal des „Alles nicht so dramatisch!“, ein Signal des „Wir haben noch Zeit!“, kurz: ein Signal der Verantwortungslosigkeit gegenüber zukünftigen Generationen!

Aber vielleicht ist Datteln-4 ja nur eine Ausnahme? Sozusagen ein Ausrutscher auf Schierenbecks grünem Weg zum „Schutz und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“? Hören wir dazu die ersten drei „strategischen Ziele“ von UNIPER, die er in seiner Rede ausführt:

Das 1. strategisches Ziel lautet „Ausstieg aus der Kohle“!

Wie dieser Ausstieg gemeint ist, sehen wir am Einstieg in Datteln-4! Aber es kommt noch dicker. Der UNIPER-Chef bezeichnet doch tatsächlich das „Kernkraftwerksgeschäft“ ohne mit der Wimper zu zucken als „wesentlichen Beitrag“ zum Kohleausstieg. Als ob es Tschernobyl, Fukushima und die Vielzahl Fast-Atomkatastrophen und „kleinerer“ Atomunfälle nie gegeben hätte! Als ob nicht schon ganze Regionen des Planeten radioaktiv verseucht wären, und als ob nicht schon genug „Atommüll“ als unendliche Hinterlassenschaft für zukünftige Generationen angehäuft ist!

Das 2. strategisches Ziel lautet: „Ausbau von Gas“!

Das sei laut Schierenbeck der „derzeit wirksamste Weg zur Dekarbonisierung“. Übersetzen wir das in logische deutsche Sprache, so sagt Schierenbeck: „Die stärkere Verbrennung des fossilen Rohstoffs Erdgas ist der wirksamste Weg zur geringeren Verbrennung des fossilen Rohstoffs Kohle.“ Wie man es dreht und wendet, Energieerzeugung mit Kohle oder Erdgas, am Ende werden weiterhin gigantische Mengen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Dass ein Gas-Kraftwerk verhältnismäßig weniger CO2 produziert als ein Kohlekraftwerk ist eine Milchmädchenrechnung. Denn das bei Erdgas-Förderung und Transport entweichende Methan(CH4) hebt den klimazerstörenden Unterschied in der Gesamtbilanz auf! Wird Erdgas auch noch per Fracking gewonnen – was UNIPER mit dem Flüssiggasterminal Wilhelmshaven fördert -, ist seine Verbrennung in Summe sogar klimaschädlicher als Kohleverbrennung.

Das 3. strategisches Ziel lautet: „Erneuerbare Energien stärken“!

Man ist schon kaum mehr überrascht, dass Schierenbeck „Nuklearenergie“ hier einordnet. Doch das ist schlicht wissenschaftlicher Unsinn. Sonnenstrahlung, Wind, Wasserkraft erneuern sich für uns Menschen im täglichen oder jahreszeitlichen Wechsel, sie sind Bestandteil und Grundlage des Kreislaufs der Biosphäre. Atommüll und radioaktive Verseuchung als Folge der „Nuklearenergie“ stören und zerstören diesen Kreislauf in Zeitspannen von Zehntausenden von Jahren, bis die Strahlung abklingt. Wer „Nuklearenergie“ zu den Erneuerbaren zählt, will die Erneuerbaren ausbremsen, das ist der Kern dieser Argumentation!

Man könnte noch weitere krasse Widersprüche in der Rede Schierenbecks aufdecken, etwa sein neues Faible für „grünen Wasserstoff“, den er zwar zurecht als „zentralen Baustein für den Klimaschutz“ bezeichnet – um dann aber doch wieder „schon aus Kostengründen“ bei fossil erzeugtem „blauem Wasserstoff“ zu landen.

Kommen wir also zum Schluss. Die Rede des UNIPER-Vorsitzenden ist alles andere als vom Schutz und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen geprägt. Datteln-4 ist kein Ausrutscher. Das Gegenteil ist der Fall! Die UNIPER-Führung will der umweltbesorgten Öffentlichkeit grünen Sand in die Augen streuen, um weiterhin ihre eigentlichen Ziele verfolgen zu können. Was diese sind, lässt sich einem kleinen Teil der Rede entnehmen, wo Schierenbeck stolz verkündet: „Wir haben unsere gesetzten Finanzziele übertroffen. (…) UNIPER erwirtschaftete im zurückliegenden Geschäftsjahr 2019... 863 Millionen Euro. (…) Wir planen auch weiterhin, ein verlässlicher Zahler von Dividenden zu sein.“

Darum geht es also schlicht und ergreifend: Profit! Profit, Profit und nochmal Profit, das Credo des Kapitalismus. Und deshalb wird Datteln-4 eröffnet, aus keinem anderen Grund. Ein grüner Schleier soll diese Wahrheit verhüllen. Zerreißen wir ihn!

Datteln-4 muss wieder vom Netz!

Und in ein Zentrum für Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft umgebaut werden, unter Erhalt aller Arbeitsplätze – auf Kosten von UNIPER und E.ON!

 

    © umweltgewerkschaft.org / 30.5.2020 / gewo

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Quellen: https://ir.uniper.energy/websites/uniper/German/6050/hauptversammlung.html (Rede UNIPER-CEO)

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/datteln-4-schmutziges-relikt-des-kohlezeitalters/ (Broschüre BUND)

 

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